Der Weihnachtsstern verkündet das Weihnachtsgeheimnis

Herrnhuter Weihnachtsstern. Foto: Wikipedia, © 1971markus@wikipedia.de, CC BY-SA 4.0, 
„Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“ (Mt 2, 1.9)
Der Stern von Bethlehem - er zeigte den Hirten den Weg zum Stall, in dem der neugeborene Jesu in der Krippe lag. Der Stern leitet die drei Heiligen Könige zu Jesus. Der Stern von Bethlehem zeigt also den Weg. Er beleuchtet ihn. Er verkündet den Weihnachtsfrieden.

Licht. Licht ist seit historischen Zeiten in Montanregionen ein besonderes, ja überlebenswichtiges Element, erst recht in der dunklen Jahreszeit. Die Bergleute fuhren im Dunklen früh ein. Unter Tage erhellten nur müßig funzlige Lampen ihre Tätigkeit. Nach Ende der Schicht (Schicht im Schacht!) ging es wieder hinauf übertage, wo es aber wieder dunkel war. Da nimmt es sich kein Wunder, daß das Licht etwas besonderes ist. Man kann sich dies erst gut vorstellen, wenn man gedanklich in die Zeit vor der elektrischen Beleuchtung reist (oder in die Anfänge, wo eine einzelne Glühbirne von Zimmer zu Zimmer getragen wurde). Es gab keine Straßenbeleuchtung, die Menschen trugen das Licht in Formen von Laternen bei sich (deswegen auch die Vielfalt an Laternenliedern). Zündmaterial war kostbar. Licht wurde angezündet. Nachts, im Bette liegend erst einmal mit Zündholz Licht anmachen war ein viel größerer Aufwand und nur in notwendigen Fällen, als heute einfach den Schalter zu betätigen. Licht war Wärme, war Hoffnung, war Symbol für Leben (die wackelnde Flamme). Licht machte sehend. Genau in diesem Sinne ist auch der Stern von Bethlehem zu begreifen und seine enorme Bedeutung für Bergleute. Für sie war dieser Stern ein Zeichen auf die helleren Tage, ein Versprechen. Deswegen nimmt es kein Wunder, daß in einer so bedeutenden Bergbauregion wie dem Erzgebirge einschließlich der Vorlandstriche der Geburtsort vieler, vieler Weihnachtssterne ist, traditionell aus Papier, heute auch aus Kunststoff.

Die Weihnachtssterne kamen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. In loser Form stelle ich die sächsischen Weihnachtssterne einmal vor. Sie unterscheiden sich zwischen Weihnachts- und Adventssterne, je nach Aufstellungszeit. Jedoch verwischen heute da die Grenzen.

Herrnhuter Stern in der Bergkirche St. Marien in Annaberg-Buchholz.. Foto: Wikipedia, Geolina1633, CC-BY-SA-4.0
Der bekannteste Weihnachtsstern aus Sachsen, der jedoch nichts mit dem Bergbau, sondern mit dem Missionsgedanken zu tun hat, ist der Herrnhuter Stern. 1821 zierte er in schlichtem Weiß die das Knabeninternat der Unität in Niesky, übrigens zur Dreikönigszeit. Hier haben wir die Verbindung zum Glauben. Über andere Internate und nun auch in der Adventszeit aufgehangen verbreitete sich sein Vorkommen. Er hat 110 Zacken, ist ursprünglich weiß, papieren. Der Grundkörper ist ein Rhombenkuboktaeder, an denen sich als Pyramiden die Zacken anschließen, wobei einige kürzer sind. Da die Knaben ihn ursprünglich falteten, treffen sich der mathematisch-geometrische Gedanke mit dem Glaubensgedanken. Interessanterweise liegt die Erfindung in den Zeitraum, als auch beispielsweise Friedrich Fröbel mit Geometrie den Geist der Kinder schulen wollte. Zerlegt wird er geliefert. Webseite der Herrnhuter Sterne GmbH mit vielen Hintergrundinformationen und Shop.



Halbaufgefalteter Annaberger Faltstern. Foto: Wikipedia, Markscheider - Eigenes Werk, CC BY 3.0, 
Annaberger Faltstern der Buchbindererei Kraft: Kurt Karl Friedrich erfand einen faltbaren und damit leichter zu verstauenden und zu transportierenden Weihnachtsstern, der zunächst als Friedrich-Stern bekannt wurde, heute aber als Annaberger Faltstern. Alle 18 Zacken sind im Gegensatz zum Herrnhuter Stern gleichlang. Webseite der Buchbinderei Kraft, die die Sterne in Annaberg herstellt und als einzige die Lizenz dazu hat.


Halbaufgebauter Hartensteiner Weihnachtsstern. Foto: Wikipedia, Markscheider - Eigenes Werk, CC BY 3.0, 
1908 entwarf Oswald Härtel im erzgebirgischen Hartenstein ein Musterstern, den sein Sohn 1948 auf einer Messe öffentlich als Hartensteiner Weihnachtsstern vorstellte. Auch hier sind die 12 Zacken gleichlang. Das Besondere zum Herrnhuter und Annaberger ist die Musterung, die die Strahlen verstärken. Er hat einen Durchmesser von 68 cm, klassische Farben sind rot-golden. Webseite der Hartensteiner Weihnachtssterne Manufaktur.


Der Haßlauer Weihnachtsstern. Foto: W. Bönisch
Da die Weihnachtssterne in der DDR als Devisenbringer ins Ausland gingen, gab es sie kaum örtlich zu kaufen. Aus diesem Grunde erfand Matthias Wild 1985 in Wilkau-Haßlau den Haßlauer Weihnachtsstern. Er lehnte sich dabei sehr an den Hartensteiner an. Jedoch gibt es leichte Unterschiede. Beim Haßlauer enden die Spitzen im Weiß/Silber. Auch er ist ein Rhombenkuboktaeder. Die 12 Zacken sind jedoch gleichlang. Die Musterung der Zacken soll das Strahlen verstärken. Webseite der Firma des Haßlauer Weihnachtssterns.

Sebnitzer Weihnachtsstern. Foto: Wikipedia, Markscheider - Eigenes Werk, CC BY 3.0,
Die Tradition des Sebnitzer Weihnachtssterns ist schon viel älter. Bereits um 1870 soll es flache, zwischen die Fenster hängbare Weihnachtssterne in Sebnitz gegeben haben. Er ist ein flacher Leuchtstern mit sechs, acht oder zehn pyramidenförmigen Zacken. Kunstvoll sind die Papierflechen mit Ornamenten, auch teils mit Schattenspielen verziert. Damit unterscheidet er sich grundsätzlich von den anderen. Es gibt ihn aber auch in der einfacheren, klassischen Farbkombination Rot-Weiß.  Webseite des Herstellers.

Darüber hinaus gibt es noch den Marienberger Advents- oder Motivstern, 16-17 cm im Durchmesser, der meist in Dreiergruppe ins Fenster gehangen wird. Der Zwickauer Adventsstern entstand 1980 in der Nähe des Zwickauer Domes, ursprünglich auch aus Papier. Die Spitzen sind gleichlang. Er ist zierlicher als der Marienberger Adventstern. Modern ist auch der Seiffener Weihnachtstern, den 2016 Tino Günther auf den Markt brachte. Grundlage ist der Haßlauer Weihnachtsstern. Jedoch ist der Seiffener in türkis-silbern wie das Innere der berühmten Seiffener Kirche gehalten.
Ehrenfriedersdorfer Weihnachtsstern. Foto: Wikipedia, Markscheider - Eigenes Werk, CC BY 3.0, 
Es gab früher in der DDR auch noch den Ehrenfriedersdorfer Weihnachtsstern, der in der Gestaltung einfacher als der Haßlauer bzw. Hartensteiner war.
Selbst hängt bei mir der Annaberger Faltstern, natürlich mehrere Herrnhuter Sterne, innen und außen, verschiedene Größen, und der Haßlauer Weihnachtsstern. Vielleicht zieht ja mal noch ein Sebnitzer ein. Mal schauen.

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