Wunderpflanze Brennessel: "Das Brennnessel-Buch" von Mechtilde Frintrup

Cover des Sachbuchs: Das Brennnessel-Buch. Eine Rezension


Die Brennnessel kennt jeder, ja, selbst diejenigen, die mit Natur und Pflanzen absolut nichts, also rein gar nichts am Hut haben. Ihre markanteste Eigenschaft, das Brennen, gab ihr den Namen und sorgt eben für einen wirklich hohen Widererkennungswert. Das Brennen, ausgelöst durch eine Flüssigkeit in den Brennhaaren, die man beim Berühren der Pflanze abbricht und von der Natur als Pflanzenverteidigung eingerichtet ist, führt dazu, dass diese Pflanze von den meisten Menschen eher gemieden, ja von Nichtgärtnern verächtlich als Unkraut betrachtet wird. Doch diese Pflanze ist - wie Gärtner bis Naturheilkundige wissen - eine Wunderpflanze. Warum, zeigt Mechtilde Frintrup grandios in ihrem Natur-Sachbuch "Das Brennnessel-Buch. Die magische Nahrungs-, Heil- und Faserpflanze", 2020 im at Verlag erschienen.

Mehr als für die Brennessel-Jauche nutzbar

Eine kleine Renaissance erfuhr die Brennnessel, als vor etwa 10 Jahren die Biogärtner-Szene Jauchen als Dünger und biologisches Spritzmittel wiederentdeckte und sie der Inbegriff für solche selbstgemachte Dünger wurde. Ein wenig kursierte noch das Wissen, dass die Urtica gut als Tee bei Nierenleiden geeignet wäre. Aber dann hörte es schon auf. Dabei ist die Brennnessel eine uralte Heil- und Nutzpflanze, die die Menschen mindestens seit der Antike nutzten. 

Von ihrem Nutzen als Nahrungspflanze bis zu den vielen heilkundlichen Anwendungen, von ihrer Rolle in Märchen, Kunst, Liedern, magischen Anwendungen und traditionellen Ritualen bis zu ihrem Potential als Nutzpflanze in der Textilverarbeitung und Werkstoffverarbeitung hat Mechtilde Frintrup das Wissen um die Brennnessel in detektivischer Arbeit mit viel Enthusiasmus und Engagement zusammengetragen, selbst ausprobiert und in ihrem Buch aufbereitet. 


Zunächst unterteilt sie das Buch in drei Hauptthemen: den wissenschaftlichen Blick mit einer genauen, akkuraten Betrachtung der botanischen Merkmale, der Inhaltsstoffe, ihrer Wirkweise auf die menschlichen Organe. Im zweiten Teil, dem kulturellen Blick, geht es um die Rolle der Brennnessel über die Jahrhunderte im Volksglauben, wie sie sich in Ritualen, Mythen, Gedichten, Liedern und vor allem in den Märchen manifestiert. Hier sei auf das Märchen mit den sieben Schwänen verwiesen. In ihren Ausführungen kommt sie den Gedanken Wolf-Dieter Storls sehr nahe. Diesem Teil kann der Leser sich nicht ausschließlich mit der naturwissenschaftlichen Lesebrille nähern. Dann wird er daran scheitern und die Verständnistür bleibt zu. Es ist der ethnologische-kulturwissenschaftliche Blick, ja vielmehr noch, die wirkliche Begegnung mit der Pflanze im mythischen Sinne, die die Autorin dem Leser öffnet. Ein Einlassen lohnt sich zweifellos, denn dann öffnen sich die Querverbindungen zu den überkommenen Traditionen oder zum Eintauchen in Märchen und Vorstellungswelten.

Der größte Teil umfasst der praktische Blick als drittes Hauptthema. Im Jahreskreislauf gibt Frintrup kulinarische Rezepte und erklärt die Heilanwendungen. Sie zeigt, wie robust, wie stark und vielfältig nutzbar die Pflanze für uns Menschen ist. Welcher Schatz in der Pflanzenbegleiterin steckt. Von Brennnessel-Pesto bis Brennnessel-Tinktur, die man jetzt im Winter aus den Wurzeln herstellt, von Brennnessel-Curry bis zur Faserherstellung ist eigentlich alles dabei. Der Leser ist fasziniert und staunt, wenn er die Fotos der Brennnessel-Schuhe oder eine gehäkelte Mütze aus Brennnessel-Fasern sieht. Wie man die Brennnessel dafür erntet, aufbereitet, spinnt und die Fäden zu einer Mütze häkelt oder Traumfänger verarbeitet, erklärt Mechtilde Frintrup genau.


Was bleibt nach der Lektüre? Ein großes Staunen über diese Wunderpflanze, die eben kein Unkraut ist. Wir sollten sie schätzen, als Verbündete sehen: sie stärkt uns (sie hat mehr Vitamin C als Zitrone), sie heilt uns, sie nährt und kleidet uns. Wir können sie im Garten einsetzen (ein Aspekt, der weniger im Buch beachtet wird) oder auch im traditionellen Brauchtum. Diese Vielfalt zeigt Mechtilde Frintrup. Ihr Buch ist sehr gut im Konzept durchdacht, das Wissen präsentiert sie mit persönlichen Notizen im Text übersichtlich und leicht verständlich. An Fotos, die wirklich helfen, das Geschriebene zu unterstreichen, wurde nicht gespart. In ihnen zeigt die Autorin ihre tiefe Liebe zu dieser Pflanze. Hochwertig ist die Ausstattung des Buches mit Hardcover, Lesebändchen, festem Papier und gutem Druck.

"Das Brennnessel-Buch" ist ein unverzichtbares Kompendium über diese Pflanze. Vor allem Naturheilkundige werden dieses Werk schätzen und immer wieder darauf zu greifen. Zugleich öffnet Mechtilde Frintrup Einsteigern in das Thema alte Heil- und Nutzpflanze eine Tür zu einer neuen Leidenschaft. Dieses Sachbuch ist absolut zu empfehlen.

Bibliografische Angaben zur Rezension:

Mechtilde Frintrup: Das Brennnessel-Buch. Die magische Nahrungs-, Heil- und Faserpflanze. Mit Rezepten und praktischen Anleitungen
AT Verlag, Aarau und München 2020
ISBN: 978-3039020621
Ausstattung: 192 Seiten, Hardcover
Preis: 25 €

*Direkt beim at Verlag bestellbar oder überall im Buchhandel erhältlich.

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Kommentare

  1. Ich habe es auch schon rezensiert und viele unbekannte Dinge daraus gelernt. Die Pflanze ist so vielfältig einsetzbar.
    VG
    Elke

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